Eine unmögliche Gegenwart von Dimitri Berebyskyy
Vor genau 30 Jahren ist die Sowjetunion zerfallen und dadurch sind viele Menschen aus den jetzt postsowjetischen Ländern weggezogen, mich und meiner Familie eingeschlossen.
Und mein Projekt dreht sich nun darum, wie die Menschen, die in Deutschland leben, den Zerfall aus heutiger Sicht betrachten. Dabei wird unterschieden zwischen Menschen die damals in der Sowjetunion gelebt haben und Menschen die erst nach dem Zerfall in einem postsowjetischen Land geboren sind, oder zu jung waren um von diesem mitzubekommen.
Das Buch






Dazu bin ich die Aufgabe, die ich mir gestellt habe, zunächst separat angegangen. Im ersten Schritt habe ich ehemalige Sowjetbürgerinnen und Bürger befragt und mir selbst ein Bild gemacht, wie sie darüber denken. So sind anschließend darauf basierend fünf Antikollagen entstanden. Den Prozess dessen habe ich fotografisch dokumentiert.
Und im zweiten Schritt schaute ich mir die Generation danach an, also meine Generation. Insgesamt habe ich 30 sogenannte sowjetische Kinder nach ihrer Meinng befragt und bin im Prozess auf eine interessante Community gestoßen, die mir vorher verborgen war. Anschließend habe ich die neugewonnene Information in einem Buch festgehalten, in Form einer Gegenüberstellung.
Das Buch wiederum ist Teil einer Ausstellung, bei der auch die Antikollagen integriert sind, und ein Gesamtbild erschaffen wird. Der Prozess der Veränderung und einer unmäglichen Gegenwart.
über Dimitri
Am 4. August 1996 bin ich in Charkow (Ukraine) zur Welt gekommen. Die nächsten sechs Jahre habe ich in der Ukraine und Russland verbracht. Bis ich dann schließlich nach Hamburg (Deutschland) gezogen bin.
Ich kann mich an das erste Jahr, hier in Deutschland, nicht mehr so gut erinnern. Aber man sagt, dass ich sehr wenig gesprochen habe und dann im darauf folgenden Jahr fließend deutsch konnte. Im Nachhinein kann ich sagen, dass der Gewöhnungsprozess nicht einfach war.
Damals habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht, aber jetzt, nach reichlichen Überlegungen und Analysen, sehe ich das anders. Es war nicht leicht. Die Zwiegespaltenheit ist mir jetzt mehr denn je bereifbar geworden.
Nach der Vorschule und Grundschule ging ich dann auf das Gymnasium. Dort habe ich mein Fachabitur gemacht und auf dem nächsten Gymnasium, dass ich besuchte, dann mein Abitur. Darauf folgte die Design Factory International.
All das was ich vorher in meinem Leben gemacht habe, all das was ich vorher sah und wahrnahm, hat mich hierher gebracht. Es klingt jetzt vielleicht weit hergeholt, aber ich bin der festen Überzeugung, dass alles was passiert, so auch vorgesehen ist und seine Daseinsberechtigung hat. Und jetzt fragst du dich, lieber Leser, warum ich das anspreche. Es ist ganz einfach. Ich möchte damit nur aussagen, dass du dir Zeit nehmen kannst. Zeit nehmen um deinen Kaffee zu trinken. Zeit nehmen um spazieren zu gehen. Oder eben Zeit nehmen um über dich und deinen Werdegang nachzudenken. Dabei spielt deine Herkunft eine ganz wichtige Rolle. Denn was du in frühen Jahren erfahren hast, wird auch für den Rest deines Lebens ein Teil von dir sein. So wie auch meine, wie es scheint kurzen, ersten sechs Jahre.
Lass dir mein Projekt eine Inspiration sein um über Dinge nachzudenken und deinen inneren Antrieb und Beweggründe zu erforschen, um ein klareres Bild von deiner Welt zu haben.